Die Sonne erzeugt Energie durch Kernfusion in ihrem Kern, wo die Temperaturen über 15 Millionen Kelvin liegen. Jede Verschmelzung von vier Protonen (Wasserstoffkernen) erzeugt einen Heliumkern und setzt Energie in Form von Elementarteilchen, darunter auch Gammaphotonen, frei. Allerdings wandern diese Photonen nicht geradlinig zur Erde. Sie beginnen eine lange Reise durch das dichte und undurchsichtige Sonneninnere, wo sie ständig absorbiert und wieder abgegeben werden. Dieser zufällige Prozess, genanntStrahlungsirrgangEs dauert im Durchschnitt zwischen 10.000 und 170.000 Jahren, bis es die Photosphäre erreicht.
In der Strahlungszone (≈ 0,2 bis 0,7 Sonnenradien) ist das Plasma so dicht, dass die mittlere freie Weglänge eines Photons nur wenige Millimeter bis wenige Zentimeter beträgt. Bei jeder Wechselwirkung verliert es Energie und geht allmählich vom Gammabereich in den sichtbaren und infraroten Bereich über. Das Photon behält daher nicht seine Identität: Es ist ein kontinuierlicher Fluss von Reemissionen, der die Gesamtenergie, nicht aber das ursprüngliche Individuum bewahrt.
Einmal angekommen imPhotosphäre(ca. 500 km dick) wird die Materie schließlich ausreichend transparent, damit das Photon entweichen kann. Es ist dann frei, sich geradlinig mit der Lichtgeschwindigkeit \(c \ca 3 \times 10^8\ \mathrm{m/s}\) fortzubewegen, ohne durch Materie behindert zu werden.
Die Entfernung Sonne-Erde beträgt durchschnittlich 149.597.870 km. Somit dauert ein Photon ungefähr8 Minuten und 20 Sekundenum diese Distanz zurückzulegen. Dieser letzte Schritt ist zwar schnell, aber erst nach einer Odyssee von Zehntausenden von Jahren im Sonnendarm möglich. Was wir von der Sonne sehen, ist daher bereits eine sehr alte Information über das Ausmaß ihrer Produktion.
Diese Reise enthüllt die außergewöhnliche Dichte des Sternkerns und die Quantennatur von Strahlungsdiffusionsprozessen. Es erinnert uns auch daran, dass sichtbares Licht nur die Spitze eines energiereichen Eisbergs ist, der durch tiefgreifende und langsame Kernreaktionen entsteht. Die Beobachtung der Sonne, insbesondere mittels Neutrinos, ermöglicht es, diese unsichtbaren Zeitskalen zu testen.
| Phase | Dauer | Distanz | Mechanismus |
|---|---|---|---|
| Kern → Strahlungszone | 10.000 bis 170.000 Jahre | 0,2 bis 0,7R☉ ≈ 139268 km bis ≈ 487438 km | Strahlungsdiffusion:Emission von Gammaphotonen infolge der Kernfusion (Proton-Proton-Zyklus), gefolgt von einem zufälligen Pfad aufgrund derhohe Plasmaopazität Hauptinteraktionen:Absorption und Wiederemission durch Ionen (insbesondere Fe, H⁺, He²⁺), Compton-Diffusion Spektrale Entwicklung:fortschreitender Energieverlust der Photonen vom Gamma- zum Ultraviolettbereich |
| Konvektive Zone | Ein paar Tage | 0,7 bis 1,0R☉ ≈ 487438 km bis ≈ 696340 km | Thermische Konvektion:Das Plasma wird thermisch instabil, die heißen Zellen steigen und die kalten Zellen fallen Transport durch Massenbewegungen:Anstelle von Photonen ist es die ionisierte Materie, die die Energie transportiert Durchschnittsgeschwindigkeit:≈ 1 bis 2 km/s Struktur:körnige Konvektionszellen, die auf der Sonnenoberfläche sichtbar sind |
| Photosphäre → Erde | 8 Min. 20 Sek | 1UA ≈ 149597870 km | Geradlinige Ausbreitung:sichtbare Photonen entweichen ohne nennenswerte Wechselwirkung in das Vakuum des Weltraums Konstante Geschwindigkeit:\( c \ approx 3 \times 10^8\ \mathrm{m/s} \) Abhilfemaßnahmen:mögliche Störungen durch die Erdatmosphäre (Rayleigh-Streuung), jedoch nicht im interplanetaren Raum Beobachtetes Spektrum:weißes Licht (≈ 5778K), Peak im Sichtbaren (Plancksches Gesetz) |
Quellen:NASA – Die Sonne, ESA Helioviewer, Nature 2005 – Photonendiffusion im Sonneninneren.