Der Begriff „bewohnbarer Planet“ bezieht sich auf einen Himmelskörper, dessen physikalische und chemische Bedingungen die Entstehung, Entwicklung und den Fortbestand des Lebens, wie wir es kennen, ermöglichen. Zu diesen Bedingungen zählen vor allem das Vorhandensein von flüssigem Wasser, mäßige Temperaturen, eine schützende Atmosphäre und Energiequellen. In der Astrophysik wird diese Zone oft als „bewohnbarer Bereich" (OderGoldlöckchen-Zone) um einen Stern, also die Region, in der ein Planet theoretisch über Milliarden von Jahren hinweg Wasser auf seiner Oberfläche in flüssigem Zustand halten kann.
Damit ein Planet potenziell bewohnbar ist, müssen mehrere Kriterien erfüllt sein:
Die Missionen Kepler, TESS und jetzt James-Webb haben mehrere felsige Exoplaneten in der bewohnbaren Zone ihres Sterns identifiziert. Einige von ihnen, wie Proxima b, TRAPPIST-1e, Kepler-442b oder LHS 1140b, gelten als ernsthafte Kandidaten. Diese Beobachtungen ermöglichen jedoch noch keinen direkten Nachweis von Biosignaturen.
| Exoplanet | Masse (Erde = 1) | Radius (Erde = 1) | Entfernung (AL) | Wohnbereich | Sterntyp |
|---|---|---|---|---|---|
| Proxima Centauri | 1.27 | ~1.1 | 4.24 | Ja | Roter Zwerg M5.5 |
| TRAPPIST-1e | 0,77 | 0,92 | 39.6 | Ja | Ultrakalter Zwerg |
| Kepler-442b | 2.36 | 1,34 | 1.206 | Ja | Orangefarbener Zwerg K |
| LHS 1140b | 6.6 | 1.7 | 41 | Ja | Roter Zwerg M4.5 |
| Kepler-22b | ~8,7 (Schätzung) | 2.4 | 620 | Ja | Gelber Zwerg G5 |
| Kepler-62f | ~2,8 (Schätzung) | 1.4 | 1.200 | Ja | Zwerg K2 |
| Kepler-186f | ~1,4 (Schätzung) | 1.1 | 490 | Ja | Zwerg M1 |
| Kepler-11f | ~2.3 | 2.6 | 2.000 (ca.) | Internes Limit | Gelber Zwerg G |
| Kepler-11g | ~8,0 | 3.3 | 2.000 (ca.) | Externe Grenze | Gelber Zwerg G |
Obwohl die physikalischen Bedingungen einiger Exoplaneten vielversprechend erscheinen, bleibt die chemische Komplexität, die zum Leben führt, eine offene Frage. Die Entstehung von Leben hängt von zahlreichen stochastischen Prozessen (dem Einfluss des Zufalls) ab: präbiotischer Chemie, Selbstorganisation, Homochiralität, Einkapselung und Stabilität über die Zeit. In diesem Rahmen könnte Leben im Universum weit verbreitet sein, komplexes Leben bleibt jedoch wahrscheinlich unerkannt.
Bewohnbare Planeten stellen eines der dynamischsten Gebiete der modernen Astrophysik dar. Sie ebnen den Weg zu einer neuen Ära der Weltraumforschung, die sich nicht mehr nur auf Himmelsobjekte konzentriert, sondern auf die Suche nach einer anderen Lebensform. Die Entwicklung von Observatorien wie JWST oder ELT könnte in naher Zukunft den Nachweis spektroskopischer Biosignaturen ermöglichen.
Referenzen:
• Kaltenegger L., Wie man bewohnbare Welten und Lebenszeichen charakterisiert, Jahresrückblick auf Astronomie und Astrophysik, 2017.
• Exoplaneten-Archiv der NASA:https://exoplanetarchive.ipac.caltech.edu/
• Seager S., Bewohnbarkeit von Exoplaneten, Wissenschaft, vol. 340, 2013.